Tu etwas Gutes!

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„Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“? Ja! Was wäre das für eine Schule, in der es Rassismus gäbe und Menschen wegen einer anderen Hautfarbe diskriminiert werden? Was kommt als nächstes? „Kind wurde wegen seiner Kleidung von den Freunden verstoßen?“ Lächerlich!

Am Freitag, 22.04. 2016, wurde dem Gymnasium Finkenwerder das Siegel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ verliehen. Doch was genau bedeutet das eigentlich? „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ ist ein Projekt von und für Schüler/innen, welches Schüler/innen die Möglichkeit bietet, das Klima an ihrer Schule aktiv mitzugestalten, indem sie sich gegen Diskriminierung, Gewalt und Mobbing einsetzen. Dieses Projekt ist das größte Schulnetzwerk in Deutschland, welchem über 2000 Schulen angehören, die von rund einer Million Schüler/innen besucht werden. Unter anderen das Gymnasium Finkenwerder, auf das ich zur Schule gehe.

Unsere Schule hat eine Anti-Rassismus-AG, welche bereits 2013 den Antrag „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ zu werden, gestellt hat. Patin hierfür ist Esther Bejarano – eine Auschwitz-Überlebende – und die Kölner Band „Microphone Mafia“. Mit der Verleihung des Siegels ist unsere Schule die 31. Schule in Hamburg; insgesamt gibt es ungefähr 480 Hamburger Schulen.

Anlässlich der Verleihung fand ein Konzert statt, das aufregend und voller Emotionen war. Nachdem Esther Bejarano ein halbe Stunde aus ihren „Erinnerungen“ vorlas und sich alle stillschweigend auf sie konzentrierten, folgten danach viele Lieder und auch Raps, in denen es um Diskriminierung und Gewalt ging. Anschließend wurde das Siegel verliehen.

Ich unterstütze meine Schule absolut und bin froh, dieses Siegel auf meiner Schule zu haben, denn was kann ein Mensch für seine Herkunft, für seine Hautfarbe oder für das, was er/ sie ist? Die Menschen können nichts dafür! Jeder Mensch hat das Recht auf ein Leben in Frieden! Mich macht es traurig zu sehen, wenn jemand diskriminiert oder ausgelacht wird. Wie Erkan Aki, Pate des Gymnasiums in Hettstedt, bereits sagte: „Es gibt viel zu wenig Institutionen, die sich für ein respektvolles Zusammenleben der verschiedenen Kulturen einsetzen.“ Jeder kann helfen und auch wenn du denkst, dass es sowieso nichts bringt, dann sage ich dir: „Doch, es bringt etwas! Alles kommt im Leben zurück, tust du Gutes, bekommst du Gutes zurück.“ (Anna, Jg. 9)

Hamburg 1 war beim Anti-Rassismustag dabei und hat darüber berichtet.

und auch: Hamburger Abendblatt

Fotoimpressionen aus dem Workshop mit Kutlu Yurtseven (Microphone Mafia), der Lesung von Esther Bejarano, dem gemeinsamen Konzert und der Siegel Verleihung.

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Weitere Kommentare zum Anti-Rassismus-Tag und der Preisverleihung:

„Kleine Denkhilfe zum Thema Rassismus“
Wird eine Schule besser, wenn man ihr einen Denkzettel verpasst? Der sie daran erinnert, dass jeder Mensch gleich viel wert ist? Dies soll das Siegel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ möglich machen, welches dem Gymnasium Finkenwerder jetzt verliehen wurde.
Ich finde es gut, dass sich um das Problem gekümmert wird, denn ein Rassist, ist schon einer zuviel.
So ein „Denkzettel“ kann schon viel ausmachen. Was mich an diesem Tag richtig geschockt hat, war die Lesung von Esther Bejarano. Sie erzählt in ihren „Erinnerungen“, wie sie nur wegen ihrer Religion in eine von Menschen geschaffene Hölle gesteckt wurde.
Ein fantastisches Beispiel dafür, dass sich rassistisches Denken ändern kann, war der Film „Monsieur Claude und seine Töchter“, der am Anti-Rassismus-Tag in den 8. und 9. Klassen gezeigt wurde. Monsieur Claude ist enttäuscht darüber, dass seine Töchter Männer mit unterschiedlicher Herkunft und Religion geheiratet haben. Als ein patriotischer Franzose hätte er sich natürlich einen katholischen französischen Schwiegersohn gewünscht. Er kocht über vor Wut, aber als er die Schwiegersöhne näher kennenlernt, versteht er, dass sie Frankreich genauso lieben wie er und ein Teil Frankreichs sind.
Rassismus und Diskriminierung sind schrecklich, was ich hoffentlich deutlich gemacht habe. Deswegen müssen wir alle ein offenes Ohr für Menschen haben, die aufgrund ihres Glaubens oder ihrer Herkunft gelitten haben und uns für ein Zusammenleben einsetzen. Deswegen sage ich, dass soziale Projekte wie „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ helfen, die Welt ein bisschen besser machen. (
Patrick, Jg. 9)

„Schule ohne Courage – Schule mit Rassismus?
„Schule mit Courage – Schule ohne Rassismus“ – so lautet der Titel, den das Gymnasium Finkenwerder nun erhalten hat. Doch wozu eigentlich? Wird dies denn auch umgesetzt? Oder ist alles nur zur Schau gestellt, um sich selbst gut darzustellen?
Das Siegel wird verliehen, die Feier wird abgehalten und nach außen hin macht dies einen sehr schönen Eindruck. Doch hat man sich je wirklich gefragt, ob dies auch der Wahrheit entspricht? Ja, natürlich freut man sich als Schülerin dieses Gymnasiums, dass man nicht diskriminiert werden darf und kein Rassismus herrscht, aber was nutzt das Siegel und die schöne Feier, wenn in Wirklichkeit trotzdem gemobbt und diskriminiert wird? Obwohl es in der Selbstverpflichtung heißt, man solle sich gegen diskriminierende Äußerungen oder Handlungen, sowie auch gegen Gewalt und Rassismus wenden, gibt es doch einige, die andere aufgrund ihrer Religion beleidigen oder gar schlechter bewerten. Im Grundgesetz steht, dass es in Deutschland Religionsfreiheit gibt. Aber wird an unserer Schule wirklich darauf geachtet? Genau, das wird es nicht! Es wird muslimischen Schülern verboten zu beten, Mädchen mit Kopftuch sehen sich rassistischen Bemerkungen ausgesetzt oder erleben Diskriminierung. Wo ist da bitte „Schule ohne Rassismus“ zu sehen? Selbstverständlich trifft dies nicht auf jeden Lehrer oder Schüler zu, doch wenn das Gymnasium Finkenwerder mit solch einem Siegel ausgezeichnet wird, sollten sich auch alle daran halten.
Dieser Titel, den unsere Schule nun besitzt ist ehrend, jedoch nur das Gesicht, das wir gerne hätten und nicht jenes, welches wir besitzen. (Seda, Jg. 9)

Verantwortung annehmen
Das Gymnasium Finkenwerder reiht sich in die Gruppe derjenigen Schulen Deutschlands ein, die ein klares Bekenntnis gegen Rassismus und Diskriminierung abgelegt haben. Eine überzeugende Mehheit der Menschen, die am Gymnasium Finkenwerder lernen und arbeiten, haben durch ihre Unterschriften  ein Bekenntnis gegen Rassismus, Gewalt und Diskriminierung abgelegt.

Wir haben dafür in den vergangen Jahren intensiv gearbeitet, so dass unsere Schule sowohl 2014 als auch 2015 jeweils den zweiten Preis im hochkarätigen Wettbewerb zum „Trialog der Kulturen“ gewonnen hat. An unserer Schule eint uns diese Überzeugung. Die Überzeugung ist jeden Tag eine neue Herausforderung, der sich jeder in der Schule ganz individuell stellen muss und an der jeden Tag neu gearbeitet werden muss. Das friedvolle Zusammenleben an einer Schule ist ein hohes Gut, welches stets aufs neue sorgfältig auszutarieren ist. Einschränkungen, die sich daraus für einzelne ergeben können, dürfen nicht mit Diskriminierung verwechselt werden. Das Zusammenleben braucht Mut und die Bereitschaft zum reflektierten Dialog.

Wir haben uns für das Siegel entschieden, wir wollen die Verantwortung annehmen, wir sagen nein, wir zeigen Courage.
Rüdiger Dartsch, Schulleiter

Eine Postkarte als Reaktion auf die Presseartikel zum Konzert:

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