„Religion und Gewalt“ Gesprächsrunde mit Imam Seyit Temür und Pastor Torsten Krause anlässlich des Trialogtages

„Wenn man Religion hört, assoziiert man irgendwo Gewalt – ob Kreuzzüge, den Islamischen Staat oder den Nahost-Konflikt“.
„Religion und Gewalt sind zwei völlig unterschiedliche Dinge – und in keiner Weise miteinander vereinbar.“
Mit diesen beiden einander entgegen stehenden sowie weiteren selbst verfassten Aussagen eröffneten Schüler und Schülerinnen der Oberstufe am 26.3.2015 um 11.00 h eine zweistündige überaus interessante Diskussionsveranstaltung zum Thema „Religion und Gewalt“ im Haus der Jugend.
Dabei ging es vor allem um die oftmals so widersprüchlich wirkenden Texte in den Heiligen Schriften zum Thema „Gewalt“. Wie ist das zu verstehen, wenn im Koran an einer Stelle zum Erschlagen von Götzendienern aufgerufen wird, während es an einer anderen Stelle heißt: „Wenn jemand einen Menschen tötet …, so soll es sein, als hätte er die ganze Menschheit getötet“? Und wenn in der Bibel Jesus an einer Stelle sagt, er sei nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert – er an anderer Stelle aber mit den Worten zitiert wird: „Liebet eure Feinde; tut Gutes denen, die euch hassen“?
Wir hatten die große Freude, uns in ein vertieftes Verständnis dieser Stellen von zwei Finkenwerder Geistlichen einweisen zu lassen: Imam Seyit Temur von der Osman Bey Moschee und Pastor Torsten Krause von St. Nikolai trugen ihre Deutung dieser und weiterer Texte ihrer Heiligen Schriften vor und diskutierten miteinander darüber. Vor rund achtzig Besucher/inne/n aus Schule und Stadtteil rangen sie miteinander um ein friedensförderndes Verständnis der Religionen und ihrer Texte und stellten sich Fragen aus dem Publikum. Es war ihnen wichtig zu verdeutlichen, dass bestimmte gewaltorientierte Textpassagen nur in ihrem historischen Kontext zu verstehen seien und man sie als direkte Handlungsanweisungen nur missverstehen könne. Gleichzeitig komme es darauf an, den Kern der Botschaften in Bibel und Koran zu begreifen. Und dieser Kern sei auf Frieden und nicht auf Gewaltanwendung ausgerichtet. Mit einer Rezitation eines selbst gewählten Textes aus ihrer jeweiligen Heiligen Schrift rundeten Pastor Krause und Imam Temur diese Veranstaltung auf beeindruckende Weise ab.
Wir sind ein bisschen stolz, dass wir diesen ersten theologischen Austausch und gemeinsamen Auftritt der beiden Finkenwerder Geistlichen, die noch nicht soo lange in unserem Stadtteil leben und arbeiten, organisieren durften. Und wir sind dem Team vom Haus der Jugend dankbar, dass wir mit dieser Veranstaltung in ihren Räumen zu Gast sein konnten. Voller Zuversicht blicken wir auf weitere fruchtbare Begegnungen mit der Finkenwerder Geistlichkeit!
Markus Heimbach

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