Esther Bejarano zu Besuch in Finkenwerder

Am 18.3.2014 besuchte uns Esther Bejarano, eine der wenigen noch lebenden Holocaust-Zeugen und Auschwitz-Überlebenden, in unserer Aula.

Viele Klassen und Kurse aus unseren beiden Schulen versammelten sich in der Aula, die zum Bersten gefüllt war und Esther Bejarano nahm auf der Bühne Platz. Zwei Schülerinnen stellten unsere Besucherin kurz vor und dann fing Frau Bejarano an, aus einem ihrer Bücher etwas vorzulesen. Es war mucksmäuschenstill in der Aula, obwohl die Lesung etwa eine ganze Stunde dauerte.

Die Kapitel, die sie uns vorlas, handelten hauptsächlich von ihrem Aufenthalt in Auschwitz, wie sie dort im Mädchenorchester spielte und Tausende von Juden und anderen Verfolgten auf dem Weg zur Gaskammer mit Musik begleiten musste. Sie erzählte davon, wie eine Krankheit nach der Anderen sie überfiel und welches Glück sie gehabt hat, dass es Menschen dort gab, die ihr halfen wieder gesund zu werden – ein zweischneidiges Glück allerdings, denn ausgerechnet einer der schlimmsten Peiniger dort sorgte schließlich dafür, dass sie in einem Krankenhaus gesund gepflegt wurde, weil man sie dringend im Orchester brauchte. Auch der bekannte Arzt von Auschwitz, Mengele, der mit Menschenversuchen zu einer der schlimmsten Gestalten der Geschichte geworden ist, wurde von Frau Bejerano oft genannt, denn sie ist ihm oft begegnet.

Durch das Mädchenorchester aber überlebte Frau Bejarano Auschwitz und seine Schergen, so dass sie uns nach dieser Episode etwas über den Aufenthalt im Frauenlager Ravensbrück, das Kriegsende in Mecklenburg und ihre Auswanderung nach Palästina vorlas.

Nachdem sie fertig war, hatten wir die Gelegenheit, einige Fragen zu stellen. Zuerst zögerten diejenigen, die noch etwas beantwortet haben wollten, vielleicht, weil sie schüchtern waren, aber wahrscheinlich musste jeder erstmal verdauen, was diese kleine, zierliche Frau alles im Leben durchgemacht und auch erreicht hat.

Dass sie dabei ihren Humor nicht verloren hat, bewies sie, wenn sie uns von ihrer aktuellen Zusammenarbeit und Musiktournee mit den Rappern von „Microphone Mafia“ berichtete und Werbung für ihre CDs und anstehenden Konzerte vortrug: Trotz ihrer 89 Jahre und einer Ausbildung zur Koloratursopranistin ist sie sich nicht zu fein dafür, mit der lauten Jugendmusik gegen Rassismus auf die Bühne zu gehen: Eine beeindruckende Frau.

Sonja Glişovic, Geschichtsprofil S4