Anti-Rassismus-Tage am Gymnasium Finkenwerder

„Wir schwimmen gegen den Strom –
gemeinsam für Vielfalt und Toleranz“

Die Mitglieder der Anti-Rassismus AG: SchülerInnen aus den Jahrgängen 6 – S4 mit Holger Hülsemann

Nachdem die Anti-Rassismus-AG schon fast ein Jahr geplant und organisiert hatte, war es Ende November endlich soweit: Die ersten Anti-Rassismus-Tage fanden an unserer Schule statt. Ende November stand für die Jahrgänge 5 bis 10 kein normaler Unterricht auf dem Stundenplan, sondern Workshops zu verschiedenen Themen, die alle mit dem Oberthema „Wir schwimmen gegen den Strom – gemeinsam für Vielfalt und Toleranz“ zusammenhingen und auf die einzelnen Klassen abgestimmt waren.

Die Fünftklässler näherten sich dem Thema kreativ und produktionsorientiert an. Zwei Tage lang wurden Postkarten gemalt, Buttons entworfen und Stoffbeutel bedruckt – alles mit Motiven und Texten, die gegen Rassismus einsetzten. Über das kreative Tun kam man ins Gespräch über Rassismus, Ausgrenzung, Zusammenhalt und Toleranz. Für Helena und Mareike (beide S3), die beiden Anti-Rassismus-AG-Mitglieder, die den fünften Jahrgang begleiteten, gab es zwei besondere Momente: Als ein Mädchen fertig mit ihrem Rucksack war, kam sie zu Mareike und umarmte sie, weil sie so glücklich über das Ergebnis war. Helena stand schon am ersten Tag vor einer wichtigen Entscheidung als zwei Jungs ihre Rücksäcke unbedingt mit in die Pause nehmen wollten. Gegen das Argument, „so sollen alle sehen, dass wir alle gegen Nazis sind und das so sein muss“, konnte sie natürlich nichts sagen.

Der sechste Jahrgang studierte als großer Chor gemeinsam den Song „Viel zu tun“ ein. Trotz der großen Gruppe von über 70 Kindern kam man über den Text des Liedes ins Gespräch über Ausgrenzung und darüber, wie es momentan in Deutschland eigentlich so aussieht mit „rechten Tendenzen“. Neben der Arbeit im Chor übte jede Klasse eigene Theaterszenen ein, die an den Roman „Akim rennt“ von Claude K. Dubois angelehnt waren. In dem Roman geht es um das, was eine Familie erlebt, die aus ihrer Heimat nach Europa flieht.

Die SchülerInnen des siebten Jahrgangs besuchten am Mittwoch die Einrichtung der israelitischen Töchterschule im Hamburger Grindelviertel und erfuhren viel über das Leben der Juden während der Zeit des Nationalsozialismus. Der Schwerpunkt lag auf dem Kennenlernen einiger jüdischer Biografien aus eben dieser Zeit, mit denen am nächsten Tag weitergearbeitet wurde.

Den zweiten Tag verbrachten die Siebtklässler dann in der Schule, wo sie eigene Stolpersteine aus Holz anfertigten. Jede/r SchülerIn hatte sich eine Person ausgesucht, für die nun ein Stolperstein entstand. Das Holz musste zersägt werden und die Stolpersteine beschriftet und verziert werden. Es entstanden tolle Arbeiten, die am Freitag in der Bibliothek ausgestellt wurden.

Der achte Jahrgang durfte sich sowohl am Mittwoch als auch am Donnerstag sportlich austoben. Beide Klassen machten selbst die Erfahrung, wie es ist, körperlich eingeschränkt zu sein. Sie durften Rollstuhlbasketball spielen und sie erfuhren, wie es ist, ohne Augenlicht Fußball zu spielen. Unbezahlbar war es sicherlich zusätzlich Menschen kennenzulernen, denen es wirklich so geht und die gelernt haben, mit der Einschränkung umzugehen. Denn sowohl die HSV-Rollstuhlbasketballer als auch die St. Pauli Blindenfußballer brachten Trainer und Spieler ihrer Teams mit, die unseren SchülerInnen ihren Sport näherbrachten.

Der neunte Jahrgang traf sich sowohl am Mittwoch als auch am Donnerstag im Landesinstitut für Lehrerbildung in Eimsbüttel. Beide Klassen setzten sich damit auseinander, was Rechtsextremismus eigentlich genau bedeutet und drehten kleine Filme über das Thema, wodurch sich jede/r einzelne/r persönlich und individuell mit seiner Rolle und seiner Position zu diesem Thema auseinandersetzte.

Die Zehntklässler trafen sich am Mittwoch mit ihren Klassenlehrern und den MitarbeiterInnen des Magnus-Hirschfeld-Centrums in deren Räumlichkeiten im Barmbek. Spielerisch und durch die Erfahrungen der Workshop-LeiterInnen wurde sich an das nicht ganz einfache Thema „sexuelle und geschlechtliche Vielfalt“ angenähert. Die SchülerInnen drehten außerdem kleine Filme, die sich mit dem Thema „Outing“ und verschiedenen Reaktionen darauf beschäftigten. Für den Präsentationstag entwickelten sie außerdem zwei Brettspiele, eines angelehnt an „Mensch, ärgere dich nicht“ und ein Memory, in denen um verschiedene sexuelle Neigungen und Orientierungen geht.

Zum Abschluss wurden die Ergebnisse der zwei Tage am Freitag in der Schule präsentiert. Das ganze Hauptgebäude und die Sporthalle standen unter dem Motto „Wir schwimmen gegen den Strom – gemeinsam für Vielfalt und Toleranz“. Die Fünftklässler stellten ihre Ergebnisse aus und besonders die bedruckten Stoffbeutel waren extrem gefragt. Die Sechstklässler sangen insgesamt dreimal „Viel zu tun“ – je eine Strophe übernahm übrigens je eine Klasse auf spanisch, polnisch und türkisch- und jede Klasse spielte auch ihre Szenen insgesamt dreimal. Der Besucherandrang war auch beim dritten Mal noch groß und die Ergebnisse für die kurze Zeit sehr beeindruckend. Gemeinsam mit einer Anne-Frank-Ausstellung konnten die Stolpersteine der Siebtklässler in der Bibliothek bestaunt werden. Die Achtklässler bereiteten die Sporthalle und die Materialien, die sin den vergangenen Tagen kennengelernt hatten, für die Besucher vor. Zwei Rollstühle inklusive Basketbällen und Körben konnten „getestet“ werden und mit Hilfe der Brillen konnte jeder, der wollte, einmal blind Fußball spielen. Die Filme der Neunt- und Zehntklässler liefen in Dauerschleife neben der Ausstellung der übrigen Ergebnisse. Insbesondere die Spiele zum Thema „sexuelle Vielfalt“ waren sehr gefragt.
Wir bedanken uns bei allen Kooperationspartnern und unseren Kunst-, Musik- und TheaterlehrerInnen für die Planung und Durchführung der drei Anti-Rassismus-Tage.

Auch vielen Dank an die vielen Besucher beim Präsentationstag!
Die Anti-Rassismus-AG

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