3. Interreligiöses Gespräch in Finkenwerder

Bereits Ende Januar 2016 fand das dritte Finkenwerder Religionsgespräch statt. Imam Temur, Pastor Krause und als jüdischer Gast diesmal Rabbinerin Karmann-Lente deuteten Texte aus Koran, Neuem Testament und Tanach (der jüdischen Bibel) zum Verhältnis von Mann und Frau.

Etwa 80 Interessierte, darunter auch Religionskurse aus Harburg und Eidelstedt sowie Eltern und Bürgerinnen aus unserem Stadtteil, verfolgten in der Pausenmehrzweckhalle des Gymnasiums und der Stadtteilschule Finkenwerder das interreligiöse Gespräch.

Nach einleitenden Impulsen aus dem Religionskurs der Oberstufe deutenden die drei Geistlichen Textstellen zum Verhältnis von Mann und Frau aus ihren Heiligen Schriften. Alle drei stellten sich Jahrhunderte alten Deutungen entgegen, mit deren Hilfe versucht wurde, eine Vorrangstellung des Mannes gegenüber der Frau mithilfe der Texte zu begründen. Es war ihnen wichtig hervorzuheben und in der Schriftauslegung zu begründen, dass beiden Geschlechtern der gleiche Wert zukäme – und eine Hierarchisierung dem tieferen Sinn der Texte widerspreche.
Rabbinerin Karmann-Lente verwies darauf, dass gemäß der Schrift – anders als häufig verstanden – Mann und Frau eben gleichzeitig und mit gleicher Würde ausgestattet geschaffen wurden.
Pastor Krause sah das wesentliche Momentum zwischen Mann und Frau in der gegenseitigen Liebe – und die vertrage eben keine Hierarchie zwischen beiden. Und ohnehin gebe es „in Christus“ keine Scheidung in Mann und Frau.
Imam Temur mochte im Koran keinen Aufruf zur Gewalt gegenüber Frauen erkennen, sondern betonte die vielfältige Bedeutung eines häufig mit „schlagen“ übersetzten Wortes und wies zudem darauf hin, dass der Prophet Mohammed niemals seine Hand gegen eine Frau erhoben habe.

Leider stand am Ende nur wenig Zeit für die Aussprache zur Verfügung. Die drei Repräsentanten der Schriftreligionen rundeten die Veranstaltung mit Rezitationen eines weiteren Textes aus ihrer Tradition zum Thema ab. Es war ein schöner Abschluss der Erklärungen zu schwierigen Textstellen. Es gab starken Applaus und die Behandlung der Textstellen führte, so hofft unser Religionskurs, zu mehr Aufklärung und Verständnis.

Muhammet Gündüz (S4) / Markus M. Heimbach

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