Projektarbeit 2011

Im Rahmen des Projekts zu Friedens- und Konfliktforschung erarbeiteten die Finkenwerder Profiloberschüler auf politischer Ebene in Kooperation mit dem Schülerlabor der Akademie der Wissenschaften (Hamburg) die Grundlagen von Friedens- und Konfliktforschung in theoretischer und  praxisbezogener Form, die in die Erprobung einer fingierten UN-Sitzung mündete.

Auf Grundlage dieses an zwei durchgeführten UN-Planspiels führten die Profilschüler der Finkenwerder Schulen dann mit ihren palästinensischen Gastschülern im Juni 2011 eine analog angelegte UN-Sitzung zu der Frage nach dem illegalen Siedlungsbau seitens der israelischen Regierung in den palästinensischen Autonomiegebieten durch (siehe auch Projektfilm 2011).

Der besondere Reiz dieses „fortgeführten“ Labors lag auf der Hand: Die Schüler aus Hamburg und Beit Jala erprobten sich in diesem Rahmen als politisch handelnde Akteure, bei der sie Rollen übernahmen, die sie eine andere Perspektive einnehmen ließen und so wurden die Argumentationsketten anderer Standpunkte für sie nachvollziehbar.

Für beide Schülergruppen wurde dieser Teil der Projektarbeit besonders spannend dadurch, dass im September, just, als die Finkenwerder Schüler auf Gegenbesuch in Beit Jala waren, der palästinensische Präsident Mahmud Abbas vor der UN-Vollversammlung die Aufnahme Palästinas als 194. Staat in die Vereinten Nationen beantragte. Internationale aktuelle Staatspolitik wurde vor allem natürlich für die deutsche Schülergruppe vor diesem Hintergrund über die Maßen (be)greifbar. In zahlreichen Diskussionen setzen die palästinensischen und deutschen Schüler ihre UN-Planspiel-Debatte in hohem Maße involviert fort.

Unter der Leitung der palästinensischen Friedensaktivistin Sumaya Farhat-Naser erarbeiten im Rahmen von Workshops beide Schülergruppen Friedens-und Konfliktstrategien auf zwischenmenschlicher Ebene und zentrale Aspekte gewaltfreien Denkens und Handelns im Sinne einer gewaltfreier Kommunikation. Dabei wurden im Vorfeld der tatsächlichen Schülerbegegnung auch interkulturelle (Miss)Verstehensprozesse durchleuchtet – eine wichtige Voraussetzung für diese Austauscharbeit auf beiden Seiten.

Mit dem Fokus auf die Frage nach „Freiheit – wozu? Gewaltfrei Denken und Handeln“ lernten beide Schülergruppen jeweils vor Ort politische, historische, wirtschaftliche und sozio-kulturelle Zusammenhänge in Deutschland und Palästina  kennen. Beispielhaft seien an dieser Stelle durchgeführte Programmpunkte in Deutschland und Palästina aufgelistet und setzten diese Erfahrungen in performativen Inszenierungen um (siehe Projektfilm 2011). Die künstlerische Bearbeitung der Leitfrage „Freiheit – wozu?“ wurde von den Schülern gemeinsam und mit vielen eigenen Ideen gestaltet.  Speziell für die palästinensische  Schülergruppe war der künstlerische Zugriff auf die o.g. Leitfrage ein neuer Zugang, zunächst irritierend, aber in kurzer Zeit fanden die Schülerteams zu inspirierter Kooperation. Der Film fand in beiden  Schulgemeinden großen Anklang. In dem vorliegenden Videofilm transportiert sich vor allem auch die Begeisterung bei den künstlerischen Aktionen, die die beiden Schülergruppen gemeinsam am Elbufer St. Paulis vis á vis des Hamburger Hafens durchführten. Bleibende Erinnerungen – da sind wir uns alle sicher.

Die Begegnung der beiden Gruppen mit dörflichem Hintergrund (Beit Jala und Finkenwerder) zeigte auch in diesem Jahr, dass durch die Begegnung auf Augenhöhe ein größeres Maß an Nähe der Jugendlichen zueinander entstehen konnte. Gemeinsam die Großstadt Hamburg zu entdecken verbindet!

Der pädagogische Austauschdienst der Kultusministerkonferenz der Bundesrepublik hat die besondere Qualität dieser Aktivitäten in einem Zertifikat gewürdigt.